Gerhard Walter Feuchter




-Bauwerken- Seite 3

Holzspäne-Klebstoffbrei unter hohem Druck gepresst. Holz und Papier sind also in gewisser Verwandtschaft. Aus beiden Materialien formt Gerhard Feuchter Zeichen, Signale, wobei er einfache geometrische Formen in das amorphe Papier schneidet, wie Runen einritzt oder Collage-artige Applikationen auf das Holz aufklebt. Auch Einschnitte werden in die Holzplatten gesägt, die Durchblicke ergeben und sich über Negativformen zum Raum öffnen. Der nicht bewohnbare, reine Kunstbau nimmt innen und außen Bilder auf und ist selber Bild. Es entsteht ein Dialog zwischen Skulptur und Malerei, der auch auf den Galerieraum übergreift. Diese begehbare Raumskulptur- ein wenig darf man auch an den berühmten MERZBau von Kurt Schwitters aus den 20ziger Jahren oder die Rauminstallationen von Imi Knoebel denken- diese Raumskulptur von Gerhard Feuchter ist der Versuch, das Thema „Bild“ skulptural in den Raum vorstoßen zu lassen.

Lassen Sie mich zum Schluß einen Satz zitieren, den ich gerade kürzlich gelesen habe: „Die Welt zu erforschen und dabei zu erkennen, daß sich die Erde dreht, ist die Sache des Wissenschaftlers, die sich drehende Erde mit unseren Sinnen zu erfassen, ist das Thema des Künstlers“. So geht es in dieser Ausstellung „Bauwerken“ um die Erfahrung der Welt, genauer um das Erfassen des Raumes, hier des gebauten Raumes. Die gezeigten Arbeiten repräsentieren verschiedene künstlerische Auseinandersetzungen mit der Realität des unendlichen, dreidimensionalen Raumes, den unser Gehirn, weil es endlich ist, nicht erfassen kann.

Jochen Höltje, 12. Oktober 2009